POLISKOP

Lange Zeit bevor es Smartphones gab, hatten wir uns Gedanken gemacht, wie die teilweise gravierenden Veränderungen im Stadtbild Berlins visualisiert werden könnten.

Aus diesen Überlegungen war im Jahre 2002 das Poliskop entstanden.


Das neue Berlin 1999, © Scholz & Friends
Das neue Berlin 1999, © Scholz & Friends

Keine andere Stadt hat in den letzten 150 Jahren so viel Geschichte erlebt wie Berlin:

 

Reichsgründung, Weltkriege, Revolutionen, Diktaturen, Zerstörung, Teilung, kalter Krieg, Wiederaufbau, Arbeiteraufstand, Studentenbewegung, Hausbesetzungen, Krawalle, Wiedervereinigung, Bauboom sind nur Stichworte aus Berlins lebendiger Vergangenheit.


Anhalter Bahnhof um 1910, © Landesbildstelle
Anhalter Bahnhof um 1910, © Landesbildstelle
Anhalter Bahnhof um 1998, © GEO
Anhalter Bahnhof um 1998, © GEO


Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953, © Landesbildstelle
Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953, © Landesbildstelle

Diese Geschehnisse haben ihre Spuren hinterlassen, sei es durch ein verändertes Stadtbild oder als flüchtiges Ereignis, wie etwa der Aufstand des 17. Juni 1953 in Ost-Berlin.


Um die Vergangenheit lebendig zu halten, werden an entsprechenden Orten in der Stadt Schautafeln aufgestellt.

Untersuchungen haben ergeben, daß selbst Ortskundige hiermit bisweilen Schwierigkeiten haben, die teilweise gravierenden Veränderungen im Stadtbild nachzuvollziehen.



Potsdamer Platz um 1928, © Landesbildstelle
Potsdamer Platz um 1928, © Landesbildstelle

Potsdamer Platz um 2022, © Google Maps 3d
Potsdamer Platz um 2022, © Google Maps 3d
Potsdamer Platz um 1998, © GEO
Potsdamer Platz um 1998, © GEO

Eine genauere Methode ist die Gegenüberstellung von historischen Fotografien und aktuellen Aufnahmen von exakt demselben Standpunkt und Blickwinkel des Fotografen in manchen besseren Bildbänden. Leider führen Reisende diese eindrucksvollen Bilder nicht immer mit sich, so dass diese sich eher für ein Studium daheim eignen



Das Poliskop (grch. polis: Stadt; skopein: betrachten) kombiniert die Vorteile beider Methoden.
Das Poliskop ist ein Diabetrachtungsgerät, welches eine historische Fotografie zeigt.

Es wird genau an der Stelle montiert und ausgerichtet, an welcher der Fotograf damals stand und schaute.


Potsdamer Platz um 1928, © Landesbildstelle
Potsdamer Platz um 1928, © Landesbildstelle
Potsdamer Platz 2002
Potsdamer Platz 2002

Dadurch ist der Betrachter in der Lage, die historische Situation aus demselben Blickwinkel zu betrachten wie der Fotograf zum Zeitpunkt der Aufnahme und kann die Veränderung einschätzen, indem er einfach kurz am Poliskop vorbeischaut.



Das Poliskop wurde am Potsdamer Platz aufgestellt und weckte sogleich reges Interesse bei den Passanten.
Während Interviews wurde das Poliskop allgemein als leicht verständlich, informativ und als Bereicherung für die Stadt kommentiert.


Mit dem Poliskop ist jeder in der Lage, die Vergangenheit auf leicht verständliche Art ein Stück weit wieder lebendig zu machen. Das Poliskop war Gegenstand patentrechtlicher Schutzverfahren.

 

Entwicklungen im Bereich der Smartphone-Technologien (z.B. augmented reality, before-after-swipe) haben das Poliskop in der Zwischenzeit obsolet gemacht.